‚Reise‘-Bericht von Bernd Gruttke - Startnummer 1714:

Da steh ich nun, 06:50Uhr am Sonntag den 13.08.2017 am Start meines ersten Ironmans.

Ich hatte damals - zu Zeiten von Lothar Leder oder Stefan Hellriegel auf Hawaii in den 90er Jahren - immer mal wieder kurz darüber nachgedacht, wie es denn wäre, diese extremen Distanzen auch einmal zu finishen. Da ich aber den Ironman immer mit Hawaii und einer Temperatur von bis zu 45Grad und mit bis zu 80% Luftfeuchtigkeit verband, war es damals einfach illusorisch, darüber weiter nach zu denken.

Ich steh‘ nun nach 8 Monaten Vorbereitung (die im Großen und Ganzen, außer 2-3 kleineren Blessuren, sehr gut verlief) am Schwimmstart am Jungfernstieg. Bereit, in die Alster zu springen. Ich befinde mich im ersten Schwimmblock, da ich mich in der Lage sehe, die 3,86 Kilometer in unter 1:05 Stunden zu schwimmen. Die letzten Gedanken schießen einem durch den Kopf: „Mein Gott, jetzt bist Du auf Dich ganz alleine gestellt. Alles, was ich vorher in Theorie und Praxis durchgespielt habe, ist jetzt Schall und Rauch. Ich muss jetzt liefern. Ich habe sehr gut trainiert, das Ding hol‘ ich mir jetzt und lass mich von nichts und niemanden abbringen. Familie, Freunde und Arbeitskollegen warten nachher an der Laufstrecke auf mich.“

06:54 Uhr springe ich in die Binnenalster, angenehme 20,7 Grad, der Neopren hält. Ich schwimme durch die Lombards Brücke und Kennedybrücke hindurch und gelange in die Außenalster. Über dem Atlantikhotel erblicke ich die aufsteigende Sonne. „Unglaublich“, denke ich, nachdem es die letzten 2-3 Tage noch wie verrückt geregnet hat. Es soll ein toller Tag mit stabilen Temperaturen von 19-22Grad werden. Die Sonne blendet mich so stark, dass ich erst einmal schauen muss, wo denn die Wendebojen zu finden sind.

Nach 3,86km in der Alster komme ich nach 1:05 Stunden aus dem Wasser am Rathausmarkt herausgekrabbelt. „Mmmh“, denke ich, „die Zeit ist ganz ok“. Geliebäugelt hatte ich mit 1:00 Stunde.

Jetzt aber schnell durch die Wechselzone meinen Radbeutel geschnappt, den Neo hineingestopft und abgegeben sowie mein Rad aus der Wechselzone geschoben.

Zwei Radrunden á 90 Kilometer Hamburg-Buchholz-Hamburg mit zweimal Köhlbrandbrücke und diversen kleinen gemeinen Anstiegen sowie viel Wind in der zweiten Radrunde sollten viel Kraft kosten. Insgesamt waren 1500 Höhenmeter zu absolvieren. Hier musste ich mein erstes und einziges Lehrgeld zahlen. Die ersten 90 Kilometer ging ich einfach zu optimistisch an, so dass ich gerade in der zweiten Radrunde nicht mehr viele Körner hatte, dem aufkommenden Winden etwas entgegen zu setzen. Schön war zu dem, dass in den kleineren Gemeinden entlang der Radstrecke immer wieder sich kleine Grüppchen von Anwohner zum Anfeuern zusammen gefunden hatten, um uns zu unterstützen.

Nach 180 Kilometer Radfahren in 5:33 Stunden stieg ich sehr sehr glücklich vom Rad.

Ich lief erneut durch die Wechselzone, stellte mein Rad an der vorgesehenen Position ab und holte meinen Laufbeutel. Im Laufbeutel hatte ich - außer meinen Laufschuhen - noch eine Blackroll, Theraband und Wärmesalbe. Wozu brauchte ich diese Sachen in der Wechselzone? Ganz einfach, ich hatte mir zweieinhalb Wochen vor dem Ironman eine muskuläre Verletzung beim letzten langen Lauf zugezogen und ich wusste nicht, in wie weit diese Verletzung schon auskuriert war. Deshalb führte ich im Wechselzonenzelt ein Faszientraining mit der Blackroll sowie exzentrische Trainingsübungen mit dem Theraband durch und rieb meinen Oberschenkel mit einer Wärmesalbe ein. Außerdem trug